Code: | Gruppe: | Komplex: |
Länge Männchen: | Länge Weibchen: |
Vorkommen: | Flusssysteme: |
T: | KH: | pH: | el. Leitfähigkeit: |
Apistogramma tucurui Staeck 2003, ist eine noch nicht so lange in der Aquaristik eingeführte Art, die leider auch ab und zu wieder verschwindet. Im AKZ hatte der Verfasser die Tiere vor mehreren Jahren während eines Jahrestreffens in einem Ausstellungsaquarium gesehen und im Frühsommer 2020 in zwei Paaren in einem Fachgeschäft in der Nähe von Leipzig erwerben können. Diese Tiere laichten bereits Ende Juni 2020 ab. Im September 2020 zeigten sich bereits Geschlechtsunterschiede der Nachzuchten. Diese sind bei der Art nicht immer einfach zu erkennen, da sich beide Geschlechter in Größe, Form und Färbung ähneln. Aber mit der Kombination von ausgezogener Rückenflosse, längeren Ventralen bei Männern und etwas anderer Färbung der schwarzen Körpermarkierungen gelingt die Unterscheidung ganz gut. Ausgewachsene Männchen zeigen auch im Vergleich zu den Weibchen etwas verlängerte Rückenflossenstrahlen, ganz selten auch gelblich bis rötlich gefärbte Randzeichnungen in der Caudale. Die ersten Nachzuchttiere laichten im Aufzuchtbecken Ende Oktober ab. Im November 2020 bis März 2021 laichten fast alle bis dahin abgegebenen Tiere erfolgreich ab.
Die Art stammt aus dem brasilianischen Bundesstaat Pará. Der Typusfundort liegt im Flusssystem des Tocantins. Die Art scheint farblich variabel (polychromatisch) zu sein, wie auch das in der Erstbeschreibung abgebildete Männchen zeigt. Während die Exemplare des Verfassers in der Grundfärbung gelblich erscheinen, findet man auch sehr viele Abbildungen eher grauer Tiere. Beim Verfasser erreichten die Tiere im weiblichen Geschlecht nach einem guten Jahr bis zu 45 mm Länge, die Männchen waren bis zu 60 mm lang. Bereits mit 35 mm Länge kam es schon zur Eiablage, die weiblichen Tiere waren zu dieser Zeit erst 3 bis 4 Monate alt.
Die Gelege wiesen beim Verfasser ca. 40 bis 70 Eier auf. Die bisherigen Erfahrungen des Verfassers begründen sich auf 3 Generationen von Tieren sowie insgesamt 12 Eiablagen, von denen in der ersten Generation zwei Gelege und in der zweiten drei Gelege zum geringen Teil aufgezogen wurden. Die adulten Paare wurden aus einer Gruppe heranwachsender Fische im Verhältnis 1,1 zusammen in Zuchtbecken mit einer Bodenfläche von 1500 bis 1800 cm2 gesetzt. Die Aquarien standen in einem Regal mit der Stirnseite nach vorne und waren mit mehreren Verstecken und Rückzugsmöglichkeiten, die auch für die Eiablage geeignet sind, eingerichtet.
Spätestens nach 3 bis 7 Tagen, bei guter Fütterung und großzügigem Wasserwechsel mit Wasser, welches zu zwei Dritteln aus Umkehrosmosewasser, zu einem Drittel aus Berliner Leitungswasser bestand, kam es zum Ablaichen. Die Fische wählten dabei bisher immer Höhlen in Nähe des Bodens oder im Boden. Große Grabeaktivitäten konnte ich bisher nicht feststellen. Die Eier waren weisslich bis leicht gelblich gefärbt (obwohl in mehreren Fällen sehr viel Cyclops bzw. andere Carotinoide-haltigen Futterarten gefüttert wurden). pH und elektrische Leitfähigkeit wurden nicht gemessen. Die Jungfische schlüpften (im Herbst/Winter bei einer Wassertemperatur von ca. 23 bis 24°C) nach ungefähr 3 bis 4 Tagen und schwimmen 3 bis 5 Tage später frei. Im allgemeinen fressen die Tiere das in einer Höhle abgelegte Gelege nicht und pflegen vergleichsweise gut.
Die Jungfischpflege wird vor allem vom Weibchen übernommen. Die Art bildet jedoch auch Elternfamilien. Bisher konnte ich erst einmal (März 2021) bei einem erstmals ablaichenden Paar beobachten, dass vom Männchen einige wenige Jungfische (die sich nicht bei der größeren, vom Weibchen geführten Gruppe aufhielten) gepflegt wurden. Bei einigen meiner Paare wurde aber das Männchen auch vom Weibchen von den Jungen ferngehalten und aus der unmittelbaren Nähe (ca. 10 cm Abstand) vertrieben.
Die Zugabe von Jungfischen aus anderen Gelegen, die bis zu drei Tage älter oder jünger waren, zu gut pflegenden Weibchen gelang bisher einmal (es gab auch nur einen Versuch). Als Beifische haben sich beim Verfasser Spritzsalmler (Copella arnoldi) bewährt. Kleine ancistrine Harnischwelse in Aufzuchtbecken stellen bei Dunkelheit den Gelegen in den Laichhöhlen nach.
Die Jungtiere können relativ lange bei den Eltern verbleiben. Leider gab es beim Autor hin und wieder eine geringe Zahl sogenannte “Bauchrutscher”, die aber auch mit aufwuchsen und – bis auf die Schwimmweise – normales Verhalten zeigten. Sie wurden weder von den Eltern noch von den Geschwistern vertrieben oder anders als normal schwimmende Jungfische behandelt.
Bisher war das Geschlechterverhältnis mit ca. 40 bzw. 50 % Weibchen halbwegs ausgeglichen. Die Tiere wurden nach ca. 2 bis 3 Monaten im leicht alkalischen Wasser (zu gleichen Anteilen Berliner Leitungswasser und Umkehrosmosewasser) bei Temperaturen zwischen 23 und 28°C gehalten und laichten dort auch erfolgreich ab.
Nach den Erfahrungen des Autors sind die absoluten Wasserparameter nachrangig. Viel wichtiger sind gutes Futter, bei der Aufzucht der Jungfisch nicht allzu gehaltvolles Futter und entsprechende Wasserhygiene, also gute Filterung mit mehrfachem Wasserwechsel in kurzen Abständen.